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Expertise

Frühjahrsdürre in Deutschland – das kann Bewässerung leisten

Jacob Jeff Bernhardt | 23.05.2025


LV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Deutschland erlebt 2025 eine beispiellose Frühjahrsdürre. Die extreme Trockenheit könnte deutliche Ertragseinbußen nach sich ziehen.

Das Frühjahr 2025 droht das trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1931 zu werden. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtete, dass zwischen dem 01. Februar und dem 13. April im bundesweiten Durchschnitt nur etwa 40 Millimeter Regen, und damit 68 Prozent weniger als im langjährigen Mittel der Jahre 1991-2020, pro Quadratmeter fielen. Besonders betroffen war der Nordwesten, wo weniger als 35 Prozent der üblichen Niederschlagsmengen gemessen wurden. In den südöstlichen Regionen lag dieser Wert zwischen 50 und 80 Prozent. Die Daten des Dürremonitor Deutschland vom Helmholz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zeigen deutlich, wie sich die ausbleibenden Niederschläge seit Jahresbeginn auf die Dürre in Deutschland ausgewirkt haben (siehe Abb. 1) und ab Anfang März die aktuelle Dürre prägen.

Folgen für den Pflanzenbau

Die Trockenheit im Frühjahr hat besonders schwerwiegende Folgen für den Pflanzenbau. Keimung und Entwicklung vieler Ackerkulturen im Frühjahr hängen von einer ausreichenden Wasserversorgung ab. Diese untypische Trockenperiode hemmt das Wachstum in den aktuellen, besonders sensiblen Wachstumsphasen. Während der vor wenigen Wochen gesäte Mais vor allem auf den leichten Standorten unbedingt Wasser für die Jugendentwicklung braucht, fehlt dem Weizen das Wasser in der Kornfüllungsphase im Mai. Die langfristigen Auswirkungen der aktuellen Trockenheit könnten den Jahresertrag vieler Kulturen erheblich mindern, sofern nicht bald ausreichend hohe Niederschläge fallen. 

Bewässerung wird immer wichtiger

Mit den zunehmenden Dürreperioden wird die Bewässerung immer wichtiger. Sie gleicht den Wassermangel aus und erhält die Bodenfeuchtigkeit. Dadurch bleiben die Erntemengen und -qualitäten stabil. Das macht die bewässernden landwirtschaftlichen Betriebe zu zuverlässigen Marktpartnern.

Die aktuelle Bewässerungssituation in Deutschland

Das kürzlich veröffentlichte Thünen Working Paper „Status Quo der Bewässerung in Deutschland“ stellt die gegenwärtige Situation der Bewässerungslandwirtschaft dar. Im Jahr 2022 verfügten 6,8 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland über Bewässerungsinfrastruktur auf 4,8 Prozent (791.800 Hektar) der landwirtschaftlich genutzten Fläche. Obwohl die Bewässerungsfläche damit vergleichsweise klein ist, unterliegt sie einem starken Wandel: sie wuchs zwischen 2009 und 2020 um 24 Prozent. Dies zeigt, dass Bewässerung für die Landwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Die Bewässerung in Deutschland ist ungleichmäßig über das Bundesgebiet verteilt. Ursache hierfür sind die regionalen Bedingungen hinsichtlich des Klimas, der landwirtschaftlichen Strukturen und der Wasserverfügbarkeit. Im Vergleich der Bundesländer sticht besonders Niedersachsen hervor, wo im Jahr 2022 48 Prozent aller Bewässerungsflächen lagen. Die anderen Bundesländer haben deutlich weniger bewässerte Flächen.

Nur knapp fünf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland werden bewässert. Die wichtigsten Regionen mit nennenswerter Bewässerung liegen im Norddeutschen Tiefland und in der Rheinebene bis an den Niederrhein. Hinzu kommen die bayerischen Bewässerungsgebiete entlang von Donau und Isar.

Wie die Bewässerung umgesetzt wird

Nicht jede landwirtschaftliche Kultur wird bewässert, sondern nur diejenigen, für die es sich wirtschaftlich lohnt. In Nordost-Niedersachsen werden primär Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais bewässert, am Ober- und Mittelrhein oder im Knoblauchsland bei Nürnberg ist es dagegen vor allem Gemüse. 

Im Gemüse- und Sonderkulturanbau sind effiziente – und teure – Tropf- und Rohrberegnungsanlagen üblich. Für die meisten Ackerkulturen sind Beregnungskanonen jedoch interessanter, da sie flexibler und für große Flächen einsetzbar sind. 

Woher das Wasser für die Beregnung kommt, hängt von der Verfügbarkeit in der jeweiligen Region und von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Nach wie vor ist Grundwasser die primäre Wasserquelle für die Bewässerung. Andere Quellen, wie etwa Wasser aus Flüssen, Seen, Kanälen oder aus dem öffentlichen Versorgungsnetz – werden nur gelegentlich verwendet.

Bewässerung als Anpassung an den Klimawandel

Durch die zunehmende Trockenheit in Folge des Klimawandels wird die Bewässerung für die Ertrags- und Qualitätssicherung immer wichtiger. Damit nehmen auch die bewässerten Flächen und die Nachfrage nach Bewässerungswasser zu.

Rückläufige Grundwasserneubildungsraten und sinkende Grundwasserstände in manchen Regionen Deutschlands zeigen gleichzeitig, dass Wasser zum knappen Gut werden kann. Deswegen bedarf es verschiedener Ansätze, um einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser sicherzustellen. Darunter fallen auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene etwa wassereffiziente Bewässerungstechniken, neu angelegte Wasserspeicherbecken und den Aufbau von Humus, um die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens zu erhöhen. Dazu gehört auch, alternative Wasserressourcen zu erschließen und für weitgehend geschlossene Wasserkreisläufe zu sorgen. Aber auch auf Landschaftsebene sind Maßnahmen notwendig, um langfristig die Funktionalität des Landschaftswasserhaushalts zu erhalten. Daher betont die Nationale Wasserstrategie des Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) die dringende Notwendigkeit den naturnahen Wasserhaushalt schützen, wiederherzustellen und dauerhaft zu sichern um Wasserknappheit, um den damit einhergehenden Zielkonflikten frühzeitig zu begegnen.

Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, ihre Produktion trotz zunehmender Dürreperioden sicherzustellen. Dies erfordert eine Kombination aus effizienter Bewässerung und nachhaltigen Strategien zum Wassermanagement. Es ist entscheidend, dass Landwirtinnen und Landwirte gemeinsam mit Wasserwirtschaft und Politik an Lösungen arbeiten, die eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und zukunftsgerichtetes Management der Wasserressourcen stärken.

Aktuelle Forschung zur Bewässerung in Deutschland

Die aktuelle Dürresituation in Deutschland verdeutlicht, wie wichtig eine effiziente und nachhaltige Bewässerung sein kann. Das Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen forscht seit mehr als 15 Jahren zum Thema Wassermanagement mit Fokus auf die Bewässerung. Im Verbundprojekt „Landwirtschaftliches Wassermanagement Deutschland“ (kurz: LAWAMAD) erfassen Forschende die aktuelle Situation der Bewässerung in Deutschland, ermitteln den regionalen Bewässerungsbedarf und erstellen Prognosen, wie sich dieser in Zukunft entwickelt. Darüber hinaus untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie das Wassermanagement in Deutschlands Agrarlandschaften verbessert werden kann. 

Forschungsprojekte zum Bewässerungsbedarf wurden und werden in enger Zusammenarbeit mit Umwelt- und Landwirtschaftsministerien in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen und Baden-Württemberg durchgeführt.

Die DLG-Bewässerungstagung am 17. und 18. Juni 2025 in Düren bietet eine wichtige Plattform, um diese Themen zu diskutieren. Die Tagung beschäftigt sich mit den aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in der Bewässerung und mit dem besonderen Blick auf die Köln-Aachener Bucht, einer Bewässerungsregion mit speziellen Problemen und Chancen. Experten wie Jacob Jeff Bernhardt vom Thünen-Institut für Lebensverhältnisse in Ländlichen Räumen werden den Status Quo der Bewässerung in der Landwirtschaft und die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem LAWAMAD-Teilprojekt C beleuchten. Eine Fachexkursion führt die Teilnehmer*innen in das rheinische Revier zum Besuch des Beregnungsverband Pütz sowie zum Tagebau Garzweiler den angrenzende Rekultivierungsflächen.

Weitere Informationen zur Tagung und Anmeldung finden Sie hier.

Kontakt

Jacob Jeff Bernhardt
Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

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