Die Vorteile des ökologischen Landbaus werden seit Jahrzehnten erforscht. Trotzdem bleibt die Diskussion um seine Leistungen kontrovers, vor allem in den Themen Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klimaschutz und -anpassung, Ressourceneffizienz, Wasserschutz sowie Tierwohl. Unter der Beteiligung von Thünen-Wissenschaftler*innen haben Forschende deshalb mehr als 500 Studien der letzten dreißig Jahre analysiert, die ökologischen und konventionellen Landbau miteinander vergleichen. Das Ergebnis: die ökologische Bewirtschaftung weist für den Umwelt- und Ressourcenschutz deutliche Vorteile gegenüber der konventionellen Bewirtschaftung auf. So ist beispielsweise im Ökolandbau die mittlere Artenzahl der Ackerflora um 95 Prozent, diejenige der Feldvögel um 35 Prozent und die der blütenbesuchenden Insekten um 23 Prozent erhöht. Erklären lassen sich die Unterschiede vor allem durch den systemischen Ansatz, den der ökologische Landbau verfolgt. Er ist damit ein Schlüsselkonzept für eine nachhaltige Landnutzung. Das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft koordinierte das Projekt, das Thünen-Institut für Ökologischen Landbau bearbeitete das Teilprojekt Tierwohl.
Die systematische Auswertung ist die bisher größte Studie ihrer Art und bezieht erstmals auch das Tierwohl in die Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft mit ein. Die Ergebnisse deuten an, dass die Tiergesundheit weniger von ökologischer oder konventioneller Wirtschaftsweise abhängt, sondern vielmehr vom individuellen Management der Betriebe. Doch dort, wo die Hauptrisikofaktoren für die Tiergesundheit durch die EU‐Öko‐Verordnung berücksichtigt werden, schneiden ökologisch wirtschaftende Betriebe besser ab. Beispielsweise bewirken die Vorgaben zu Einstreu und Platzangebot, dass die Klauen und Gliedmaßen der Tiere gesünder sind – Lahmheiten und Gelenkschäden spielen dann eine geringere Rolle.
Nur wenige Studien berücksichtigen bisher neben der Tiergesundheit auch das Verhalten und das emotionale Befinden der Tiere. Hier deuten sich Vorteile der ökologischen Tierhaltung an, etwa weil die Tiere mehr Platz haben oder ihnen Auslauf oder Weidegang ermöglicht werden. Die Richtlinien des ökologischen Landbaus bieten ein großes Potenzial, jedoch keine Garantie, für eine bessere Tierwohlsituation. Sie begünstigen beispielsweise, dass Tiere sich artgemäß verhalten können.
Die Autor*innen der Studie empfehlen, bezüglich des Tierwohls die rein auf Haltung und Management ausgerichteten Vorgaben um ergebnisorientierte Kontrollen zu ergänzen, um zukünftig die Tiergesundheit besser einzubeziehen. Nur direkt am Tier kann überprüft werden, ob es ihm rundum gut geht, es also gesund ist und es sich wohlfühlt.
Die aktuelle Veröffentlichung entstand unter der Federführung des Forschungsinstituts für biologischen Landbaus (FiBL) in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit acht Institutionen in Deutschland. Gefördert wurde das Projekt mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau.