Silvopastorale Systeme für Milchkühe

Hintergrund und Zielsetzung

Agroforstsysteme generell und silvopastorale Systeme im Speziellen, also die Kombination aus Gehölzen und Weidetieren auf Acker- und Grünlandflächen, werden zunehmend als Lösungsstrategie diskutiert, um als C-Senke in Agrarsystemen THG-Emissionen aus der Produktion zu kompensieren. Gleichzeitig können sie als Klimaanpassungsstrategie fungieren, indem Auswirkungen von Dürre und Hitze auf Tiere und Produktionssysteme abgemildert werden. Durch den Schattenwurf und die Veränderung der Windverhältnisse kann die Evapotranspiration der Pflanzenbestände verringert und damit Ertragsverlusten und Futterknappheit in Dürrephasen entgegengewirkt werden. Zusätzlich werden verbesserte Umweltbedingungen (Schatten, Mikroklima) für die Haltung unterschiedlicher Nutztierarten geschaffen. Gehölze können auch als Futterlaub eine zusätzliche Futterquelle darstellen, Ökosystemleistungen generieren (z.B. durch C-Speicherung und Habitate für Biodiversität) und zusätzliche Wertschöpfung für Betriebe erzeugen.

Es besteht erheblicher Forschungsbedarf im Bereich Agroforst und silvopastoralen Systemen, da bisher nur wenige Anlagen existieren und keine Langzeituntersuchungen vorhanden sind. Außerdem sind Untersuchungen zu Interaktionen von Gehölz-Pflanze-Tier-Systemen bisher auf zweidimensionale Betrachtungen begrenzt. Die Pflanzung von Gehölzen auf beweideten Flächen bieten daher umfangreiche Möglichkeiten, mehrere Fragestellungen zu zukunftsfähigen Landnutzungssystemen zu bearbeiten und sollen Grundlage und Infrastruktur sein, um langfristig die Umsetzung von Forschungsansätzen in diesem Bereich zu ermöglichen.

Ziel des Projektes ist es, Gehölzanpflanzungen auf Weideflächen von Rindern vorzunehmen, um viele Gestaltungs- und Nutzungsfragen bearbeiten zu können. Im Fokus stehen Fragestellungen rund um den Effekt des Schattenwurfs der Gehölze auf die Weidetiere und das Grünland. Außerdem werden technische Fragestellungen im Bereich Anlagedesign und Pflege bearbeitet, aus welchen praxisnahe Empfehlungen zur Anlage silvopastoraler Systeme abgeleitet werden können.

Vorgehensweise

Auf dem Versuchsbetrieb sind vielfältige Randbepflanzungen, Knicks, angelegte Futterhecken, Einzelbäume auf Grünlandflächen, streifenförmige Kurzumtriebsplantagen, Streuobstwiesen und Waldrandbereiche vorhanden. Für Rinder bieten die vorhandenen Gehölze, v.a. die Futterhecken auf den Rinderweiden, in der aktuellen Form jedoch keine ausreichenden Nutzungs- bzw. Forschungsmöglichkeiten für die genannten Fragestellungen. Weiterhin ist das Tierwohl der weidenden Tiere bereits jetzt durch allgemein steigende Sommertemperaturen und häufigere, stärkere Hitzewellen gefährdet. Daher wurden im Herbst/Winter 2024 erste Planungen für ein silvopastorales System auf den Milchviehweiden umgesetzt. In Kooperation mit dem Institut für Holzforschung wurden auf zwei Weideflächen ein Streifensystem aus verschiedenen Wertholzbäumen (Hybrid-Nuss, Riegel-Ahorn, Erle und Riegel-Birke) in Kombination mit schnellwachsenden Pappeln gepflanzt. Hier werden auch zwei verschiedene Baumschutzmaßnahmen getestet. Die Flächen werden in der Weidesaison 2025 das erste Mal mit Rindern beweidet.

Unsere Forschungsfragen

• Wie beeinflussen die Gehölze die Ertragsleistung, saisonale Ertragsverteilung, Bestandeszusammensetzung, Futterqualität und den Humusaufbau im Grünland?
• Ist das gewählte Pflanzdesign für eine Unterteilung der Weideflächen zur Zuteilung des Weidefutters geeignet?
• Welche Gehölzschutzmaßnahmen sind für Pflanzungen auf Rinderweiden am besten geeignet?